„Mushrooming Gear“ ist glaube ich noch keine Produkt-Sparte in den wohlbekannten Outdoorläden. Nicht, dass es hier nichts zu berücksichtigen gäbe. Denn zum Pilzesuchen braucht man nicht viel. Dennoch bestimmt die Ausrüstung darüber, ob wir einen entspannten Spaziergang machen, oder es in Arbeit ausartet.
Der Sammelbehälter: locker-luftig

Das ideale Behältnis ist und bleibt ein Weidenkorb. Nur diese Kombination aus Luftdurchlässigkeit und gleichmäßig geringer Auflagefläche schont unsere Pilze so gut, dass sie auch noch daheim einen Schönheitspreis gewinnen. Er sollte so leicht wie möglich sein. Für kleinere Touren sind Obsttragerl perfekt, bei erwartbar größerer Ausbeute ein Weidenkorb aus dünnem Geflecht. Deutliche Einbußen hat der Stoffbeutel. Er wird immer feucht, und der Schmutz verteilt sich auf der Oberfläche der Pilze.
Früher hab ich ein Küchentuch unten in den Korb gelegt. Lasst das bleiben, denn es behindert die Luftzirkulation, und feiner Schmutz fälltnicht durch das Geflächt sondern bleibt darauf liegen und paniert die Pilze. Was dagegen hilfreich ist, ist ein dünn gewebtes Küchentuch, was die Beute vor Schmutz von oben schützt. Und wenn neugierige Wanderer fragen, lässt es sich effektvoll herunterziehen.
Um zu verhindern, dass im halbleeren Korb der Kiloschwere Steinpilz den zarten Schopftintling zermalmt, flechte ich gerne Trennwände aus zweigen im Korb. Auch ein Holzkörbchen, wie es z.B. oft als Verpackung für Bio-Obst oder Pilze verkauft wird, eignet sich um Ordnung zu halten.
Das Messer: scharf und griffbereit
Das Messer mit dem ihr die Pilze abschneidet sollte rasiermesserscharf sein und gut nachzuschleifen. Denn öfters nimmt man mal ein Steinchen auf die Klinge. Ideal ist ein kleines Opinel. Dieses lässt sich am Tellerrücken auf Rasierschärfe bringen.
Pilze abdrehen oder sie abschneiden ist Glaubenssache, fest steht in jedem Falle, je mehr Dreck ihr im Wald von den Pilzen schnibbelt und schabt, desto weniger Arbeit habt ihr daheim.
Die Kleidung: atmungsaktiv und robust
Schuhwerk sollte wasserdicht sein, und euch über längere Strecken bequem tragen. Wenn ihr gut sitzende Gummistiefel habt, sind diese den Wanderstiefeln vorzuziehen. Zwar ist es zwecklos bei Regen Pilze zu sammeln, aber der Typische feuchte Herbstmorgen wirft genug Tau auf schattige Wiesen. Wer durchs Unterholz stapft, ist über jeden schützenden Zentimeter Stiefelhöhe Dankbar. Bei viel Unterholzbewuchs können Gamaschen aus festem Nylon helfen eure Hosenbeine zu schonen und trocken zu halten.
Bei der Hose muss es nicht die G-1000 von namhaften Fuchs für über Hundert Euro sein. Der Vogelstrauß oder eine X-Beliebige robuste Arbeits- oder Militärhose aus Baumwoll-Kunstfaser-Mix erfüllt ihren Zweck.
Für den Oberkörper gilt: Zwiebelschalenprinzip. Ihr werdet am Hang ins schwitzen kommen und bei einem Päuschen auf der zugigen Lichtung eine Winddichte Jacke zu schätzen wissen.
Was bei mir auch immer dazu kommt ist ein Hut. Er soll vor allem vor Spinnweben und Ästen schützen, die man unweigerlich im Unterholz aufgabelt.
Sonstiges: leicht und flexibel
Navigation kann hilfreich sein. Im Unterholz verschätzt man sich leicht, und kommt woanders raus als man geplant hatte. GPS-Daten sind da eine gute Hilfe. Mit ihnen könnt ihr auch eure Fundorte verzeichnen. Denn viele Pilze erscheinen jährlich am gleichen Fleck.
Proviant solltet ihr nach eurem Geschmack auswählen. Ob ein Energieriegel oder die mehrgängige bayrische Brotzeit – was gerne unterschätzt wird ist der Wasserverbrauch.
Immer dabei ist der Regenponcho – er dient als Sitzunterlage, als Regenschutz für Wolkenbrüche oder als spontanes Tarp um trocken und windgeschützt zu rasten.
Erste Hilfe wird hoffentlich nicht benötigt – aber ein kleines Set mit Pflastern, Mullbinde, Desinfektionstüchern und Pinzette sollte schon in den Rucksack.
Fürs Karma: eine Mülltüte. Jede Bierdose, die ihr aus dem Wald tragt, macht die Natur ein Stück sauberer!
















Wandern in der Großstadt? Manch einer mag sich da zunächst verwundert die Augen reiben, verspricht das doch eher ein Lärm- und Abgasreiches Vergnügen zu sein. Doch der Eindruck täuscht. Rund um die Stadt Frankfurt am Main führt auf 66km ein Rundweg, der es immerhin mal zu Deutschlands Wanderweg des Jahres gebracht hat. Dafür sorgen neben überraschend naturnahen Wäldern und Teichen ein gut gepflegtes Wegmarkierungs- und Informationstafelnetz, eingestreute Kunstobjekte, eine gute Versorgung mit Verpflegungspunkten, Gaststätten, Toiletten und ÖPNV-Haltestellen. Auch der immer wiederkehrende Blick auf die Skyline von Frankfurt aus wechselnder Perspektive geben dem ganzen einen besonderen Charme.
Der normale Wanderer würde den Grüngürtel nun wahrscheinlich in drei Etappen abwandern, Ehrgeizige vielleicht in zwei. Ich allerdings finde die 66km auch am Stück sehr reizvoll und herausfordernd. Seit 2015 organisiere ich jedes Jahr eine kleine Wandergruppe um diese Herausforderung am ersten Samstag im März anzugehen.
Das Unterfangen beginnt um 5:00 Morgens am Bahnhof in Frankfurt-Höchst. Dort haben bereits die Bäckerei und Kaffee offen um gut gelaunt die Runde anzutreten. Durch die verschlafene Höchster Fußgängerzone läuft man zum Main, wo die Fähre Walter Kolb kurz hinter der letzten Steele liegt. Leider fährt diese so früh nicht, also geht es über die Europabrücke zu den Schwanheimer Dünen mit ihrem Holzbohlensteg. Schnell ist man im Wald und läuft auf der alten Bahntrasse zur Unterschweinstiege, wo die erste Steele steht. Zu lange kann man nicht pausieren, weil es im März recht frisch ist. Es folgt eine weitere Stempelpause hinter dem Oberforsthaus, man passiert die Commerzbankarena und diverse Waldweiher um schließlich vor Oberrad die letzte Säule im Waldabschnitt zu finden. Dort bietet sich auch eine größere Pause und ein auffrischen der Verpflegung an.
Gestärkt geht es von Oberrad über die EZB Richtung Ostend, durch den Ostpark und Fechenheim bis Bergen Enkheim. Hier hat man die einzigen nennenswerten Steigungen der sonst brettebenen Strecke. Der Ausblick vom Lohrberg auf die Innenstadt belohnt jedoch die Mühe. Nach der Steele vor Bergen Enkheim läuft man über Feldwege Richtung Bad Vilbel, wo vor der Stadtgrenze die nächte Stempelstation wartet. Nach Berkersheim kommt man an die Nidda, dem letzten Abschnitt.
Zunächst schwenkt man über Harheim auf die nördliche Uferseite und stempelt an einem Feldweg, von dem sich viele Bieberaktivitäten beobachten lassen. Man kommt am alten Bonameser Flughafen vorbei, sieht das Grüngürteltier auf der Brücke und wechselt dann wieder auf die Süduferseite. Niddapark, Brentanobad, vor dem Brentanopark in Rödelheim die vorletzte Steele. Hier neigt sich schon im März das Tageslicht, und vorbei an Griesheim und Nied kommt man in Dunkelheit an der Niddaspitze an, wo die letzte Säule wartet. Auf der anderen Seite Der Nidda am Mainufer sieht man den Startpunkt der Mainfähre vor den angestrahlten Stadtmauern von Höchst.


